Bürokratie als Wachstumsbremse: Bestandsaufnahme und Reformansätze

Jahresmonitor der Stiftung Familienunternehmen
Herausgeber
Stiftung Familienunternehmen
Veröffentlichung
München, 2024
Institut
ifo Institut
Autoren
Dr. Klaus Wohlrabe, Thomas Licht, Annette von Maltzan
Isbn
978-3-948850-52-4

Wie ist das Verhältnis der Unternehmen zur öffentlichen Verwaltung in Deutschland? Für den „Jahresmonitor“ hat das ifo Institut dazu fast 1800 Unternehmen befragt, davon rund 1400 Familienunternehmen verschiedenster Größe und Branchen. 57 Familienunternehmen in der Umfrage gehören den so genannten Top 500 an, haben also mindestens 2000 Mitarbeiter. Die 57 repräsentieren ein Umsatzvolumen von rund 92 Milliarden Euro und ein Personal von rund 400.000 Personen.

Die Umfrage zeigt nicht nur, dass 90,8 Prozent der befragten Unternehmen eine Zunahme der bürokratischen Belastung seit 2022 feststellen. Sie unterstreicht auch die Bedeutung der Digitalisierung als Schlüssel zur Reduzierung bürokratischer Lasten. Unternehmen wünschen sich, mehr Verwaltungswege online abzuwickeln. Hilfreich wäre auch ein optimierter Datenaustausch zwischen den verschiedenen Verwaltungsebenen. Nur 5 Prozent der befragten Unternehmen geben an, dass sie mehr als 80 Prozent ihrer bürokratischen Anforderungen digital erledigen können.

Ein besorgniserregender Aspekt, der in der Umfrage thematisiert wurde, ist die Auswirkung der Bürokratie auf Investitionsentscheidungen. Viele Unternehmen geben an, geplante Investitionen aufgrund bürokratischer Anforderungen zurückzustellen – in den vergangenen zwei Jahren waren es 45,6 Prozent der teilnehmenden Firmen, während 38,5 Prozent dies auch für die kommenden zwei Jahre erwarten.

Konkrete Verlagerungstendenzen

Zudem planen 17,8 Prozent der befragten Unternehmen, ihre Investitionen ins Ausland zu verlagern, um den bürokratischen Hürden in Deutschland zu entgehen. Unterscheidet man die Verlagerungstendenzen nach Unternehmensgröße, zeigt sich ein deutlicher Anstieg bei größeren Unternehmen ab 250 Beschäftigten. Dies unterstreicht die Notwendigkeit, die Bürokratiebelastung zu reduzieren, um die Attraktivität des Wirtschaftsstandorts Deutschland zu erhöhen.

Die Zufriedenheit der Unternehmen mit der Zusammenarbeit mit verschiedenen Verwaltungsebenen zeigt ein gemischtes Bild. Während 42,9 Prozent der Unternehmen die Zusammenarbeit mit der Stadt- oder Gemeindeverwaltung positiv bewerten, sinkt die Zufriedenheit auf Landes- und Bundesebene hingegen deutlich.

Der in diesem Jahr bereits im Bürokratieentlastungsgesetz IV verankerte Praxischeck vor Einführung neuer Gesetze und Regelungen wird von mehr als der Hälfte der Unternehmen als Maßnahme zum Bürokratieabbau befürwortet. Ebenfalls häufig genannt wurde die Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren, gefolgt vom Ausbau der Digitalisierung und eine Konzentration auf wesentliche Angaben.

Das Lieferkettengesetz wurde als besonders belastend hervorgehoben, berichtet das Forscherteam um Dr. Klaus Wohlrabe. Viele Unternehmen sehen hier dringenden Handlungsbedarf, um die Anforderungen praktikabler zu gestalten und die damit verbundenen administrativen Lasten zu reduzieren. Das Gesetz muss somit dringend auf den Prüfstand.

Die Umfrage zeigt deutlich, dass die Bürokratiebelastung in Deutschland für viele Unternehmen ein drängendes Problem ist. Besonders bei komplexen Gesetzen wie dem Lieferkettengesetz, den Genehmigungsverfahren und der Steuergesetzgebung sehen die Unternehmen einen dringenden Reformbedarf.

Angesichts der zunehmenden Herausforderungen in den Bereichen Dekarbonisierung, Digitalisierung und demografischer Wandel ist ein wachstums- und innovationsfreundlicheres Regulierungsumfeld notwendiger denn je, so die Forscher.

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