Mehrheit der Familienunternehmen setzt sich Klimaziele

Ruf nach klareren Rahmenbedingungen
Photovoltaikanlage im Grünen bei Sonnenuntergang.
Viele Unternehmen setzen auf erneuerbare Energien © Nuno Marques / unsplash

München, den 10. Juli 2023. Die großen deutschen Familienunternehmen haben Klimaziele auf der Agenda. 66 Prozent sind gerade dabei, sich ein Klimaziel zu setzen. Nur knapp 16 Prozent haben sich noch gar nicht mit einem Klimaziel beschäftigt. Bei den großen Nicht-Familienunternehmen beträgt dieser Wert 29 Prozent.

Wer generell ein Klimaziel in Arbeit hat, strebt meist gleich komplette Klimaneutralität oder zumindest CO2-Neutralität an, und zwar vor allem im eigenen Werk und bei eingekaufter Energie, seltener bei vor- und nachgelagerte Lieferketten. Vor allem die industriellen Unternehmen in energieintensiven Branchen haben sich auf den Weg gemacht. Der planerische, personelle und zeitliche Aufwand ist beträchtlich. Die Ziele sollen in der Regel bis 2030 erreicht sein.

Diese Ergebnisse hat das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation in Stuttgart für die Stiftung Familienunternehmen ermittelt, und zwar durch Befragung von 600 Unternehmen verschiedenster Größen und Branchen, die Hälfte davon Familienunternehmen.

Viele gehen jetzt erst los

Die Ergebnisse bezogen auf alle Befragten sind auf den ersten Blick ernüchternd. Denn von allen Unternehmen haben sich erst 20 Prozent ein fest definiertes Klimaziel gesetzt. Doch weitere 30 Prozent geben an, dies gerade zu tun. Motiviert werden sie dazu durch höhere Energie- und CO2-Preise, gesellschaftlichen Druck, regulatorische Anforderungen und eigene Werte. In erster Linie ringen sie aber um ein zukunftsfähiges Geschäftsmodell.

Gerade Familienunternehmen schätzen die Risiken auf dem Weg zur Klimaneutralität allerdings als hoch ein. Die Höhe der Investitionen, die Frage der Wirtschaftlichkeit und die unsicheren Rahmenbedingungen von Seiten des Gesetzgebers fordern sie heraus.

Sorge um die Wettbewerbsfähigkeit

So herrscht hohe Unsicherheit bei der Planung bei gleichzeitiger Sorge um die eigene Wettbewerbsfähigkeit. Familienunternehmen wählen für einen geringeren Anteil der Treibhausgasemissionen das Mittel der Kompensation (23 Prozent gegenüber 34 Prozent bei Nicht-Familienunternehmen). Die intrinsische Motivation der Führung sticht hervor und der häufigere Rückgriff auf Mitarbeiterinitiativen.

Das Forscherteam des Fraunhofer-Instituts rät für die Strategie zur Reihenfolge: Bilanzieren, Reduzieren, Substituieren, Kompensieren. 63 Prozent der Familienunternehmen mit Klimaziel geben an, ihre Emissionen systematisch zu erfassen; das sind 14 Punkte mehr als bei den Nicht-Familienunternehmen.

Empfehlung: Strukturen nahe der Geschäftsführung

In den Handlungsempfehlungen der Studie heißt es auch, es sei wichtig, Strukturen nah an der Geschäftsführung zu etablieren, um eine hohe Akzeptanz bei den Beschäftigten zu erreichen. Eine wichtige Funktion habe zudem die klare Kommunikation gegenüber der Öffentlichkeit und der Politik hinsichtlich der benötigten Unterstützung. Professor Rainer Kirchdörfer, Vorstand der Stiftung Familienunternehmen: „Der Appell der Forscher an die Politik ist auch meiner: Klare und stabile Rahmenbedingungen schaffen, damit sichere und nachhaltige Investitionen in erneuerbare Energien und Infrastruktur möglich werden.“

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  • Die Grafik zeigt die größten Herausforderungen für Familienunternehmen und Nicht-Familienunternehmen bei der Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen. Das Spektrum 
reicht von 0, "stellt überhaupt keine Herausforderung dar", bis 10, "stellt eine sehr große Herausforderung dar". Für beide Gruppen stellt die Investitionshöhe mit Werten von 8,3 (Familienunternehmen) und 8,2 (Nicht-Familienunternehmen) die größte Herausforderung dar. Familienunternehmen bewerten „Fehlendes Fachwissen“ (7,1) und „Fehlende Personalkapazitäten“ (6,5) deutlich höher als Nicht-Familienunternehmen (5,5 bzw. 4,7). Auch unsichere regulatorische Rahmenbedingungen werden von Familienunternehmen stärker als Herausforderung wahrgenommen (7,3 gegenüber 6,5). Die fehlende Nachfrage nach klimafreundlichen Produkten spielt eine geringere Rolle, wobei Familienunternehmen diesen Faktor mit 4,6 höher bewerten als Nicht-Familienunternehmen (3,5). Die Daten basieren auf einer Befragung von 600 Unternehmen.
    Umfrage: Auf dem Weg zur Klimaneutralität © Stiftung Familienunternehmen
  • Das Balkendiagramm zeigt die Beweggründe von Familien- und Nicht-Familienunternehmen zur Verringerung von Treibhausgasemissionen. Das Spektrum reicht von 0, "spielt überhaupt keine Rolle", bis 10, "spielt eine sehr große Rolle". Gesamt betrachtet bewerten Familienunternehmen und Nicht-Familienunternehmen alle Beweggründe sehr ähnlich. Der wichtigste Grund ist für beide Gruppen ein nachhaltiges und zukunftsfähiges Geschäftsmodell (Wert: 8,3). Dicht gefolgt von der Reduktion von Kostenrisiken, unternehmerischen Werten und der Imageverbesserung. Der Druck von Investoren wird von beiden Gruppen als am wenigsten relevant bewertet, wobei Familienunternehmen diesen Aspekt etwas höher gewichten (4,4 gegenüber 3,9).
    Umfrage: Auf dem Weg zur Klimaneutralität © Stiftung Familienunternehmen

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