Familienunternehmen schätzen die Freiheit des Binnenmarkts

Aber neue Umfrage zeigt Unmut wegen immer mehr Bürokratie

Schlechte Wirtschaftsaussichten und ein wachsender Aufwand zur Erfüllung von bürokratischen Pflichten: Die Familienunternehmen scheinen frustriert über Europa – bei gleichzeitiger Würdigung der Freiheiten des Binnenmarkts.

München, den 20. März 2024. Familienunternehmen schätzen die Grundfreiheiten der Europäischen Union (EU). Das zeigt eine neue Umfrage des ifo Instituts im Auftrag der Stiftung Familienunternehmen bei mehr als 1000 Familienunternehmen.

Zwei Drittel der Familienunternehmen beurteilen den freien Warenverkehr als ausreichend oder vollständig umgesetzt. Ähnlich hoch ist die Zufriedenheit mit der Personenfreizügigkeit, dem freien Dienstleistungsverkehr und dem ungehinderten Kapitalverkehr.

Die Befragung zeigt dennoch, dass die deutschen Familienunternehmen ihre Geschäftsaussichten in Europa pessimistisch bewerten. Rund die Hälfte der befragten Unternehmen sagen, sie erwarten ein negatives Geschäftsumfeld.

Das Kreisdiagramm bildet eine Umfrage zur Bewertung der Arbeit der europäischen Institutionen in der Wirtschaftspolitik in den vergangenen vier Jahren auf einer Skala von 1 (sehr gut) bis 6 (ungenügend) ab. Die Mehrheit vergibt schlechte Noten: 24 % bewerten die Arbeit mit der Note 5 und 16,2 % mit 6. 30,2 % geben die Note 4, während 18,9 % die Arbeit mit 3 bewerten. 4,4 % bewerten die Arbeit mit der Note 2 und nur 0,2 % vergeben die Bestnote 1. 6,2 % der Befragten machen keine Angabe („Weiß nicht“).
Bewertung der aktuellen Wirtschaftspolitik in Schulnoten von 1-6. © Stiftung Familienunternehmen, 2024
Das Kreisdiagramm zeigt eine Umfrage an Unternehmen zur Bewertung der Entwicklung der Bürokratiebelastung in der EU in den letzten 24 Monaten. Eine Mehrheit von 52,5 % gibt an, dass die Belastung stark gestiegen ist, während 36,1 % von einem Anstieg sprechen. 8,7 % sehen keine Veränderung, und nur 0,2 % berichten von einem Rückgang, 0,3 % von einem starken Rückgang. 2,1 % der Befragten sind unsicher („Weiß nicht“). Die Grafik verdeutlicht damit, dass Unternehmen überwiegend eine Zunahme der Bürokratie in der EU wahrnehmen.
Entwicklung und Bewertung der Bürokratiebelastung in der EU in den vergangenen 24 Monaten. © Stiftung Familienunternehmen, 2024

Schlechte Noten für die Wirtschaftspolitik

Sehr kritisch ist vor diesem Hintergrund die Haltung der Familienunternehmen zur gemeinsamen Wirtschaftspolitik. Die Mehrheit der Befragten bemängelt, dass die EU zu wenig für das wirtschaftliche Fortkommen unternimmt. Mehr als zwei Drittel der befragten Unternehmen geben der EU in der Wirtschaftspolitik die Noten 4, 5 oder 6.

Als ein Beispiel für falsche Weichenstellungen nennen sie die Zunahme der EU-Regulierung. 89 Prozent der Unternehmen sagen, dass die Bürokratiebelastung aus Europa zugenommen habe. Fast 70 Prozent der Familienunternehmen geben an, dass die Arbeitsbelastung als direkte Folge in den letzten zwei Jahren gestiegen ist. Zwei Drittel der Familienunternehmen beklagen mangelnde Unterstützung bei der Erfüllung des wachsenden administrativen Aufwands, etwa in Form digitaler Angebote.

Insbesondere bei den 500 größten Familienunternehmen ist die Bürokratiebelastung mit dem vorhandenen Personal nicht mehr zu bewältigen: 73 Prozent berichten, dass sie neue Beschäftigte einstellen müssen, um die europäischen Berichtspflichten zu erfüllen.

Die Eindämmung der Bürokratie wird als wichtigste Aufgabe für die EU-Wirtschaftspolitik betrachtet, so die ifo-Umfrage. Weit oben in der Priorität stehen auch neue Anstrengungen zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit und der Kampf gegen Cyber-Attacken.

Professor Rainer Kirchdörfer, Stiftungsvorstand: "Immer mehr Unternehmer begreifen die EU als unbändigen Bürokratie-Produzenten. Es ist eine gefährliche Entwicklung, wenn die EU-Politik den Rückhalt und die Anerkennung derjenigen verspielt, die in Europa Wachstum und Beschäftigung sichern."

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