60 Prozent der Azubis lernen bei Familienunternehmen

Sicherung der Fachkräfte von morgen
Gruppe von Jugendlichen in der technischen Berufsausbildung mit Lehrer.
Gruppe von Jugendlichen in der technischen Berufsausbildung mit Lehrer © iStock / Phynart Studio

München, den 1. September 2023. Jeden Herbst beginnt eine neue Generation von Auszubildenden ihr erstes Lehrjahr – und zwar nicht nur bei Dax-Konzernen mit ihren riesigen Ausbildungsprogrammen. Die Auszubildenden in Deutschland lernen überwiegend bei Familienunternehmen.

80 Prozent der ausbildenden Betriebe sind Familienunternehmen. 58 Prozent aller Auszubildenden lernen in familienkontrollierten Betrieben: insgesamt 630.000 junge Menschen.

Diese Zahlen hat das Wirtschaftsforschungsinstitut ZEW Mannheim berechnet. Im Auftrag der Stiftung Familienunternehmen erhebt das ZEW zusammen mit dem Institut für Mittelstandsforschung an der Universität Mannheim in regelmäßigen Abständen Kennzahlen zur Bedeutung von Familienunternehmen für die Volkswirtschaft (Anteil an allen Privatunternehmen, an den Beschäftigten, am Umsatz).

Ausbildungsengagement erstmals erhoben

Die heute veröffentlichte neueste Studie Volkswirtschaftliche Bedeutung bezieht erstmals auch Zahlen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung in Nürnberg ein. So konnte diesmal auch das Ausbildungsengagement der Familienunternehmen erhoben werden.

Das Säulendiagramm zeigt die Anzahl der Auszubildenden in Familien- und Nicht-Familienunternehmen. In Familienunternehmen gibt es insgesamt 629.000 Azubis, während Nicht-Familienunternehmen 446.000 Azubis beschäftigen. Familienunternehmen bilden vor allem in kleinen bis mittelgroßen Betrieben aus, wobei 269.000 Azubis in Unternehmen mit 10 bis 49 Beschäftigten arbeiten. Nicht-Familienunternehmen hingegen haben die meisten Azubis (159.000) in mittelgroßen Betrieben mit 50 bis 249 Mitarbeitern. In großen Unternehmen (500 und mehr Beschäftigte) sind Nicht-Familienunternehmen deutlich stärker vertreten (151.000 Azubis) als Familienunternehmen (40.000 Azubis). Die Daten stammen aus dem Mannheimer Unternehmenspanel und dem IAB-Betriebshistorik-Panel.
Verteilung der Anzahl der Auszubildenden auf die Beschäftigtenklassen © Stiftung Familienunternehmen

Dr. David Deißner, Geschäftsführer der Stiftung Familienunternehmen: „Die Studie gibt Aufschluss darüber, welche Rolle gerade Familienunternehmen für die Fachkräftesicherung der Zukunft spielen. Ihre Bedürfnisse zählen also. Sie haben wegen ihrer oft geringeren Betriebsgröße keine Kapazitäten für aufwändige Nachschulungen. Sie brauchen dringend gut ausgebildete Schulabgänger.“

Die Stiftung Familienunternehmen hatte es zu Jahresbeginn schon in ihrem Länderindex Familienunternehmen, erstellt vom ZEW, angesprochen: Auf dem Gebiet Arbeitskosten, Produktivität und Humankapital dürfte die größte Herausforderung der kommenden Jahre darin liegen, die Qualifikation des zahlenmäßig schrumpfenden Nachwuchses für den deutschen Arbeitsmarkt zu sichern. Jüngste Resultate zum Bildungserfolg von Grundschülern in Deutschland aus der Analyse des Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) sind in diesem Zusammenhang ein Weckruf.

Die Kreisdiagramme zeigen den Anteil familienkontrollierter und eigentümergeführter Familienunternehmen in drei Kategorien. Familienkontrollierte Unternehmen machen 90 % aller Unternehmen aus, während eigentümergeführte Familienunternehmen 88 % umfassen. Beim Anteil an der meldepflichtigen Beschäftigung liegen familienkontrollierte Unternehmen bei 57 %, eigentümergeführte Familienunternehmen bei 52 %. Beim Gesamtumsatz beträgt der Anteil familienkontrollierter Unternehmen 55 % und der eigentümergeführter Familienunternehmen 50 %. Die Daten verdeutlichen die wirtschaftliche Bedeutung von Familienunternehmen in Deutschland. Grundlage sind Berechnungen des ZEW basierend auf verschiedenen Unternehmensdaten.
Gewicht der Familienunternehmen in der deutschen privaten Wirtschaft © Stiftung Familienunternehmen

Qualifikation und Sprachförderung entscheidender Faktor

Offenbar ist es im Zuge der Pandemie zu einer weiteren Verschlechterung im Grundschulbereich gekommen, sodass insbesondere Kinder mit sprachlichen Defiziten oftmals nicht einmal mehr die Mindeststandards in Deutsch und Mathematik erreichen. Damit befinden sich immer mehr Kinder und Jugendliche auf einem Pfad, der kaum noch die Voraussetzungen dafür schafft, dass sie später erfolgreiche Berufsausbildungen werden durchlaufen können.

Hier muss die Bildungspolitik – auch unter der Zielsetzung der Standortsicherung – endlich die Ursachen angehen, zu denen sicherlich eine sehr frühzeitige Sprachförderung von Kindern mit Migrationshintergrund gehört.

Cor­ne­lia Knust​

Leiterin Kommunikation​
Cornelia Knust

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